knesset, jerusalem

© ...

vortrag

israel baut. staatliche projekte als nationale manifestationen

von prof. anna minta, katholische privatuniversität linz
am montag, 26. juni 2017, 18:00 uhr, sr 6

Der Vortrag stellt wichtige Bauprojekte nach der Staatsgründung 1948 vor und diskutiert, welche kulturelle, politische und ideologische Funktion Architektur und Denkmalpolitik im Kontext des Staats? und Nationsaufbaus (nation building) in Israel besitzen. Die Planungs- und Baupolitik dienen nicht alleine dazu, dem gegründeten Staat eine notwendige Infrastruktur zu verleihen, sondern vor allem auch in den repräsentativen Bauprojekten eine Form für ihn zu finden, die das Bedürfnis nach einer kulturellen und symbolischen Repräsentation der jüdischen Nation befriedigt. Vor allem in Zeiten politischer und gesellschaftlicher Umbrüche, wie nach dem Unabhängigkeitskrieg von 1948/49 und dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 werden Architektur, Städtebau und Denkmalpolitik zu wichtigen geo- und kulturpolitischen Instrumentarien des Staates, um der Bevölkerung sowohl eine physische als auch eine identitätsstiftende Heimat aufzubauen.

Mit dem Fokus auf West-Jerusalem als israelische Hauptstadt werden im Vortrag Großprojekte wie die Knesset (Parlament), das Nationalmuseum, die Hebräische Universität und Yad Vashem vorgestellt, um darzulegen, welche Bedeutung die Baupolitik für die Inszenierung des Staates und der Nation besitzen.

Kurzvita
ist seit März 2016 Professorin für Geschichte und Theorie der Architektur an der Katholischen Privatuniversität Linz.

Sie studierte Kunstgeschichte, Neue Geschichte und Publizistik in Berlin und schloss mit einer Magisterarbeit über jüdische Architektur in Palästina in den 1920er und 1930er Jahren ihr Studium ab. Von 1999-2003 war sie Assistentin am Kunsthistorischen Institut der Universität Kiel, wo sie mit ihrer Doktorarbeit „Israel Bauen. Architektur, Städtebau und Denkmalpolitik nach der Staatsgründung 1948“ promoviert wurde. Nachdem sie von 2003-2005 als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Technischen Universität am SFB «Institutionalität und Geschichtlichkeit» im Fachbereich Architekturgeschichte gearbeitet hatte, wurde sie Assistentin am Kunsthistorischen Institut der Universität Bern. Dort habilitierte sie sich 2013 zum Thema " Staatsbauten und Sakralarchitektur in Washington/DC. Stilkonzepte patriotischer Baukunst“. 2014 bewilligte der Schweizerische Nationalfonds eine SNF-Förderungsprofessur an der Universität Zürich zum Thema «Heilige Räume in der Moderne. Transformationen und architektonische Manifestationen». Das Projekt mit drei prae/postDoc-Stellen wird an der KU Linz bis Mai 2018 fortgesetzt.

Sie hat umfangreich publiziert zur Architekturgeschichte in Europa, Israel und den USA sowie zur Vereinnahmung von Architektur in Identitätskonstruktionen und Herrschaftsdiskursen. Aktuell untersucht sie Bildungs- und Kulturinstitutionen als (nationale) Bauaufgabe und als Orte der Gemeinschaftsstiftung.