siena, quartiere salicotto von westen

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klaus tragbar

der quartiere salicotto in siena

2008 – laufend

In seinem 1931 erschienenen Werk „Vecchie città ed edilizia nuova“ fasste Gustavo Giovannoni das von ihm entwickelte Konzept des ambientismo grundlegend zusammen und nannte als gelungenes Beispiel für dessen praktische Umsetzung u.a. die Sanierung des Quartiere Salicotto in Siena.

Erste Pläne zur Sanierung des südöstlich des Campo gelegenen Quartiere Salicotto datieren bereits in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Dennoch sollte es bis 1926 dauern, bis unter dem Podestà conte Fabio Bargagli Petrucci die Sanierung konkret in Angriff genommen werden konnte. Auf seine Initiative wurde 1928 ein Sondergesetz verabschiedet, mit dem, erstmals in Italien und ganz im Sinne des ambientismo Giovannonis, das gesamte Quartier unter Schutz gestellt wurde – die Sanierung sollte die Wohnverhältnisse im Salicotto verbessern, nicht aber seinen Charakter verändern. In der Umsetzung der Planung wurde freilich nur rund die Hälfte der Bauten saniert, der Rest abgerissen und in einer an der Profanarchitektur des Trecento angelehnten Formensprache neu errichtet.

Trotz mancher Kritik am falso storico stellt der Quartiere Salicotto ein herausragendes Beispiel dar für eine einfache und schlichte, an lokalen Bautraditionen orientierte Architektur. Die harmonische Gesamtwirkung und die Einbindung in den urbanen Kontext der mittelalterlich geprägten Stadt Siena gaben die Leitlinien vor für seinen Entwurf, der beachtliche urbane Qualitäten aufweist. Mit dem Sondergesetz zu seiner Sanierung ist der Quartiere Salicotto darüber hinaus auch planungsgeschichtlich von großer Bedeutung.