klaus tragbar

gustavo giovannoni und der ambientismo

2002 – laufend

gefördert durch die deutsche forschungsgemeinschaft (2001/02)

Zu den Desiderata der Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts gehören Untersuchungen zur Rolle der historischen Stadt in der Moderne. Dazu zählen städtebauliche Probleme wie die Anpassung der historischen Stadtzentren an moderne Bedürfnisse von Verkehr und Hygiene, architektonische wie das neue Bauen in der alten Stadt und denkmalpflegerische wie der Umgang mit der bestehenden Bausubstanz.

Italien mit seiner ausgeprägt urbanen Kultur und seinem reichen baulichen Erbe kommt hier eine besondere Rolle zu. Bereits 1913 formulierte der Architekt Gustavo Giovannoni seine Idee des ambientismo, eine literarisch-poetische Entwurfshaltung, die Architektur und Städtebau in historischer Kontinuität versteht und der Umgebung, ital. ambiente) unmittelbaren Einfluss auf den Entwurf zubilligt. Giovannoni zählte als Hochschullehrer, Gutachter und Publizist zu den einflussreichsten Persönlichkeiten seiner Zeit; Elemente seines im künstlerischen Städtebau des 19. Jahrhunderts (Sitte, Stübben, Buls) verwurzelten ambientismo sind in allen Strömungen der italienischen Moderne bis in die Nachkriegszeit nachweisbar.

Mit der im Spannungsfeld von Architekturgeschichte, Architekturtheorie und Geschichte der Denkmalpflege angesiedelten Studie soll die in Italien früh einsetzende und intensive Diskussion zur historischen Stadt in der Moderne nachgezeichnet und ihre europäischen Verflechtungen erforscht werden; der zeitliche Rahmen entspricht dabei etwa der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts.