Cinema Augustus in Asmara, um 1938

© Donata Pizzi

vortrag

asmaras stadtentwicklung und die suche nach identität

von Vera Simone Bader
19. Januar 2017, 18.00 Uhr, SR 6

Italienische Soldaten betraten den Landstrich am Roten Meer 1886, eroberten das Gebiet sukzessiv und gaben ihm 13 Jahre später den Namen Eritrea. Die einheimische Bevölkerung erlebte die Invasion als einen empfindlichen Einschnitt in ihre kulturellen Gewohnheiten und Traditionen. Für tiefgreifende Veränderungen sorgten vor allem Architekten, die in der Kolonie die einmalige Chance erkannten, eigene Vorstellungen und Ideen umzusetzen, ohne groß auf schon vorhandene Strukturen Rücksicht nehmen zu müssen. Der Ausbau von Asmara, der Hauptstadt Eritreas, zeigt dies auf anschauliche Weise, auch weil jeder Bauherr versuchte, seiner gesellschaftlichen Stellung einen besonderen Ausdruck zu verleihen. Vor allem aber wollte die italienische Kolonialregierung von Anfang an über Stadtplanung und Baugesetze Identitäten festlegen. Auf welche Maßnahmen griff sie zurück? Wie prägten Formen und Strukturen das Bild der Stadt? Welche Identitäten wurden entworfen? Und vor allem wie veränderte sich das Programm, als der Faschismus 1935 mit dem Beginn des italienisch-äthiopischen Krieges in Asmara Einzug hielt?

Diese Fragen sollen in dem Vortrag genauso beantwortet werden, wie die nach dem heutigen Umgang mit einem solch schwierigen kulturhistorischen Erbe. Schließich drängt sich angesichts des von den Italienern ausgelösten Umbruchs doch die Frage auf, ob es überhaupt möglich ist, auf Formen und Strukturen aufzubauen, die in erster Linie dazu dienten, die koloniale Gesellschaft zu kontrollieren? Dieses Thema ist nicht nur für Eritrea bedeutend, sondern betrifft ganz Afrika und die zukünftige architektonische Gestaltung des gesamten Kontinents. Anhand der Entwicklung der italienischen Kolonialstadt Asmara sollen die Probleme analysiert und erste Lösungsansätze vorgestellt werden, die zur Diskussion stehen.