Löwe 49. Tagung Innsbruck 2016 rechts.tif
Signet der Vereinigung: Löwenrelief der Prozessionsstraße zum Ischtartor in Babylon

© Koldewey-Gesellschaft

tagung

zerstörte symbole. gewalt gegen architektur als baugeschichtliches phänomen

49. tagung für ausgrabungswissenschaft und bauforschung der koldewey-gesellschaft
universität innsbruck, 4. bis 8. mai 2016

Die medienwirksame Zerstörung von Kulturgütern – zuletzt durch den sogenannten Islamischen Staat in Palmyra – bestimmt derzeit die öffentliche Diskussion. Die Instrumentalisierung des architektonischen Erbes für politische, ideologische oder religiöse Absichten berührt direkt die Arbeitsfelder der Koldewey-Gesellschaft und erfordert eine Auseinandersetzung, die über emotionale Betroffenheit hinausgeht und den Blick auf strukturelle Phänomene öffnet.

So sind in unterschiedlichen historischen und kulturellen Kontexten immer wieder vergleichbare Vorgänge zu beobachten, von der Zerstörung des Salomonischen Tempels über das Ausradieren ganzer Städte unter Dschingis Khan und den brennenden Synagogen der Reichspogromnacht bis hin zum Angriff auf das World Trade Center.

Auch der Umgang mit den mutwillig erzeugten Leerstellen fällt zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich aus: So wurden die Ruinen des zerstörten Vorparthenons ebenso wie die der Frauenkirche in Dresden zunächst als Mahnmal belassen, während die zeitnah wiederaufgebaute Brücke von Mostar zum Zeichen für die Überwindung eines Konflikts werden sollte. Der wechselhafte Umgang von Eliminierung, Ersatz durch neue Symbole und Revision der Zerstörung in unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Systemen zeigt sich besonders prägnant am Berliner Stadtschloss und dem Palast der Republik. In jüngster Zeit werden als zeitgemäße Antwort auf die Zerstörung ausgedruckte 3D-Rekonstruktionen im Maßstab 1:1 am originalen Ort diskutiert, die einen möglichen Ersatz verlorener Monumente suggerieren.

Wie werden Bauten zu Symbolen und damit zu potentiellen Angriffszielen? Welche Bilder werden durch die Zerstörung erzeugt und wie werden diese öffentlichkeitswirksam verbreitet? Welche Strategien des Umgangs mit dem Verlust sind zu beobachten und welche Folgen resultieren daraus? Welche Rolle kommt angesichts solcher Überlegungen der Bauforschung zu? Anhand unterschiedlicher Fallbeispiele sollen Ursachen, Akt und Folgen von Zerstörungen beleuchtet werden.

Die Tagung ist öffentlich und kostenfrei; für die Teilnahme an den Exkursionen bitten wir während der Tagung um Anmeldung im Tagungsbüro.

Programm

Koldewey-Gesellschaft