Augsburger Modellkammer

© Raimund Mair

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Die Augsburger Modellkammer als Spiegel des historischen Stadtbauamtes

Die freie Reichsstadt Augsburg richtete bereits 1620 eine Sammlung architektonischer, vor allem aber auch technischer Modelle im Dachboden des damals neu erbauten Rathauses ein. Im Laufe der Jahrhunderte vergrößerte sich die Sammlung kontinuierlich und erhielt vorrangig für wasserbauliche Objekte einen zusätzlichen Ausstellungsort in den Wassertürmen am Roten Tor. Erste Sammlungsteile wurden bereits im frühen 20. Jh. in das Augsburger Maximilianmuseum übersiedelt. Dort befinden sich heute fast alle erhaltenen Exponate der Modellkammer, nachdem ihnen dank einer Auslagerung im Zweiten Weltkrieg die Vernichtung bei der Zerstörung des Rathauses durch einen Bombentreffer erspart geblieben war.

Die heutige Sammlung zeigt mit mehrheitlich im 18. Jh. entstandenen Modellen aus Randbereichen der Architektur wie Wassertürme, Pumpwerke, Schleusen, Brücken und Mühlen einen repräsentativen Querschnitt historischer Technik. Darüber hinaus bildet sie durch den unmittelbaren Stadtbezug zahlreicher Exponate ein einzigartiges Zeugnis für die vom Wasserbau geprägte wirtschaftliche Entwicklung Augsburgs. Viele Modelle wurden nachweislich durch die für den Wasserbau zuständigen Lech- und für die Trinkwasserversorgung verantwortlichen Brunnenmeister und deren Lehrlinge gefertigt.

Obwohl die wenigsten Modelle dekorativen oder repräsentativen Zwecken dienten, sondern primär Werkzeuge zur Wissensvermittlung und zum Wissenstransfer waren, gingen oftmals die Informationen zu ihnen selbst verloren. Aufzeichnungen über Provenienzen, Datierungen und dargestellte Vorbilder wurden vielfach lückenhaft oder falsch tradiert, und auch die Sammlungsgenese ist bis ins 20. Jh. hinein ist nur unzureichend und lückenhaft dokumentiert. Ergänzende Informationen zum Verbleib verschollener oder zerstörter Exponate werden dabei nicht nur von alten Dokumenten, sondern auch von der Aufarbeitung mehrerer im Maximilianmuseum gelagerter Kisten mit Modellfragmenten erhofft.

Daraus ergeben sich drei miteinander verflochtene Forschungsfragen: Eine Neukatalogisierung vor allem der technischen Modelle, die Nachzeichnung – soweit es die Archivalien zulassen – zumindest der jüngeren Geschichte der Modellkammer sowie die Dokumentation der Beziehungen zwischen den Exponaten und den Protagonisten des historischen Augsburger Bauamtes.