Die Stadt des KdF-Wagens, vor 1945

© Institut für Zeitgeschichte und Stadtrepräsentation, Stadt Wolfsburg

vortrag

Die "Stadt des Kdf-Wagens" (Wolfsburg). Ein heimatkundlicher Ausflug in eine nationalsozialistische Industriestadt.

von Ulrich Knufinke
1. Dezember 2016, 18.00 Uhr, SR 6

1937 legte Adolf Hitler nahe der norddeutschen Kleinstadt Fallersleben den Grundstein für die „Stadt des KdF-Wagens“, das heutige Wolfsburg. Unabhängig von bestehenden Ortsstrukturen sollte ein Automobilwerk mit einer Industriestadt entstehen, um die ideologischen Vorstellungen des NS-Regimes in gebaute Wirklichkeit umzusetzen. Ideologisch motiviert war auch das Produkt, das hier, der Propaganda nach, gefertigt werden sollte: der „KdF-Wagen“, konstruiert von Ferdinand Porsche als Automobil für die Massen-Mobilität. Produziert wurden aber bis zum Kriegsende lediglich Rüstungsgüter.

Am „Werk“ und an der „Stadt“ wurde bis in die beginnende Kriegszeit gebaut. Zugleich entstanden Barackensiedlungen, um Wohnungen für die Arbeiter mit ihren Familien zu schaffen. Tausende Zwangsarbeiter waren in Lagern auf dem späteren Stadtgebiet und dem Werksgelände untergebracht. Die NS-zeitlichen städtebaulichen Strukturen wurden in der Nachkriegszeit zum Kern der weiteren Stadtplanung und -entwicklung bis zur Großstadt mit heute 125.000 Einwohnern am Sitz des weltweit agierenden Volkswagen-Konzerns.

Für den Referenten Ulrich Knufinke ist die historische Exkursion nach Wolfsburg ein heimatkundlicher Ausflug. Als gebürtiger Wolfsburger wird er die Spuren der frühen Planungen und Entwicklungen nicht nur im Stadtbild, sondern auch in der ambivalenten Erinnerungskultur der Stadt und ihrer Bevölkerung in den Blick nehmen: Lokalstolz und Wissen um die Ideologie und die Verbrechen, auf denen Wolfsburg gegründet wurde, durchdringen einander bis heute.

 

Kurzvita Ulrich Knufinke

PD Dr.-Ing. habil. Ulrich Knufinke studierte Architektur und Germanistik.

Derzeit ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bet Tfila – Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa an der Technischen Universität Braunschweig und Privatdozent an der Universität Stuttgart.

Im Sommersemester 2017 übernimmt er eine Gastprofessur an der Universität Innsbruck.