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vorlesung

die multiple moderne

baugeschichte des 20. jahrhunderts
dienstags, 16.15 uhr, ghs
einführungsveranstaltung: 12. märz 2019
tragbar

Die moderne Architektur der Zwischenkriegszeit wird noch immer häufig allein auf die Begriffe Klassische Moderne, Avantgarde, Neues Bauen, Funktionalismus, Rationalismus oder Internationaler Stil reduziert. Seit den 1980er Jahren gibt es freilich beträchtliche Anstrengungen, den Blick zu weiten und auch andere, konservative, traditionalistische, regionale oder auch nationale Ausprägungen der Moderne zu betrachten; genannt seien hier nur die Ausstellungen »Die andere Tradition« 1982 in München, »Die Klassische Moderne der Post« zu Rudolf Vorhoelzer 1990, ebenfalls in München, »Reform und Tradition« 1992 in Frankfurt am Main.

1986 veröffentlichte Werner Durth seine Arbeit »Deutsche Architekten«, die sich mit deren biographischen Abhängigkeiten zwischen 1900 und 1970 beschäftigte, und eine erste Monographie über Paul Schultze-Naumburg publizierte Norbert Borrmann 1989. 1994 erschien die materialreiche Anthologie »trotzdem modern« von Kristiana Hartmann, in der die kulturellen Verflechtungen der Moderne in ihrer ganzen Vielschichtigkeit zum Ausdruck kommen. Weitere wichtige Beiträge leisteten Gerhard Fehl (»Kleinstadt, Steildach, Volksgemeinschaft«) und Matthias Freytag mit seinem Band über die Stuttgarter Schule. Anna Teuts grundlegender Band über die »Architektur im Dritten Reich« erschien bereits 1967, und 1979 publizierte Christian Schneider seine Dissertation über die NS-Stadtgründungen Wolfsburg und Salzgitter.

Das 100jährige Jubiläum des Bauhauses 2019 soll zum Anlass genommen werden, einen kritischen Blick auf die Vielfalt der Architekturströmungen der Zwischenkriegszeit, oder besser: auf eine Multiple Moderne (Shmuel Eisenstadt) zu werfen. Ziel der Vorlesung ist es, dem Phänomen einer Multiplen Moderne näher zu kommen, zu der auch die Tiroler Moderne als eine deren regionalen Ausprägungen gehört.