Gärhallen Obertrum

© Jana Breuste

entwurf b4

frischer staub: wohnen im silo

8. märz und 9. märz - münchen / obertrum
30. märz - innsbruck
6. april und 7. april - innsbruck
4. Mai bis 10. mai - münchen / obertrum WORKSHOP
1. juni - innsbruck
22. juni - bachelorpräsentation

brunnauer

Leerstände in aufgelassenen Industriearealen sind in vielen Städten nicht nur eine ungenutzte Ressource sondern auch von Werteverlust betroffen. Der Baubestand leidet und die anliegenden Grundstücke und Quartiere verlieren zunehmend an Attraktivität und Wert. Dabei bieten solche Orte mit ihrer oft langen Baugeschichte und damit Verwurzelung in der Identität sowie dem architektonischen wie wirtschaftlichen Wert des Bestandes großes Potenzial für Umnutzungen.
Eine neue Perspektive haben Zwischennutzungen, suchen doch vor allem in den Städten Menschen nach bezahlbaren, temporär bespielbaren Räumen zur kulturellen und gemeinschaftlichen Nutzung wie auch für Start-up Büros. Durch solche Aktivitäten werden die Industriegebäude für eine größere Öffentlichkeit und mögliche Investoren erstmals auch von innen erfahrbar. Neben dem Mehrwert für Akteure und Raumsteller können sie auch der Startpunkt für eine neue Entwicklung und damit von großem Wert für Stadt und Quartier sein. Systeme zum Management von Angebot und Nachfrage zu Leerständen sind bereits in einigen Städten Realität. Wie aber sieht die Situation in einer Landgemeinde aus?

Das Areal der Privatbrauerei Trumer in Obertrum liegt mitten im Ortskern – neben der Kirche und dem ebenfalls von der Familie geführten Wirt. Der Malzsilo prägt das Ortsbild ebenso wie der Kirchturm. Seit 1601 ist eine Brauerei bereits am Standort der Marktgemeinde im Salzburger Flachgau nachweisbar, seit über 240 Jahren ist sie im Familienbesitz. Seit der Errichtung einer neuen Gärhalle im Jahr 2006 stehen die alten Hallen und Räume - ein historisches Gebäude vom Anfang des 20. Jahrhunderts umgeben von Teilen aus den 1970ern – teilweise leer und harren einer neuen Nutzung. Im September 2016 initiierte hier die Pop-up Galerie „goldilocks effects“ eine temporäre Ausstellung junger österreichischer bildender Kunst mit umfangreichem Vermittlungsprogramm. Sie sensibilisierte damit nicht nur die 4700 Einwohner von Obertrum für den Leerstand und den Wert des Bestandes. Dies könnte der Auftakt für eine Weiterentwicklung sein, für die die Lehrveranstaltung Ideen liefern möchte.

Die Potentiale der Gärhallen in ihrer wirtschaftshistorischen, architektonischen und städtebaulichen Bedeutung und Entwicklungsfähigkeit für eine ressourcenschonende Umnutzung einzuschätzen, steht im Fokus des ersten Semesters (Wintersemester 2016). Dazu soll die bislang noch nicht aufgearbeitete Baugeschichte der Brauerei und ihrer Architektur mit den notwendigen bautypologischen Veränderungen im Zuge der Industrialisierung analysiert werden. Ähnliche Industrie- bzw. Brauereiareale werden als mögliche Vorbilder für Umnutzungen untersucht und besichtigt. Ebenso wird das städtebauliche Potenzial des Areals analysiert und - basierend auf einem Diskurs zu Feldarbeit und Recherche vor Ort - in Gruppenarbeiten Entwurfskonzepte entwickelt.

Infolge der Analysen und der unterstützenden Workshops mit Inputs und Diskussionen zu poetischen sowie strategischen Ansätzen wird noch im Wintersemester mit dem Entwurf begonnen. Basierend auf den entwickelten städtebaulichen Konzepten wird das bestehende Raumprogramm für eine Umnutzung adaptiert und verändert.

Im Sommersemester 2017 werden die erarbeiteten Inhalte zusammengeführt und in einem Entwurf in Form von Modellen und Plänen 1:200 beschrieben, die gewählte Nutzung der Bestandsgebäude und der damit zusammenhängende Umgang mit dem Bestand ausformuliert und begründet.