...

© ...

vortrag

bezalel und bauhaus

von ita heinze-greenberg, phd, eth zürich
am mittwoch, 21. juni 2017, 18:00 uhr, sr 6

Als der aus Litauen stammende jüdische Maler und Bildhauer Boris Schatz 1906 die erste moderne Kunstschule in Jerusalem eröffnete, rekurrierte er wie sein Kollege Walter Gropius dreizehn Jahre später in Weimar auf Gedankengut der britischen Arts and Crafts Bewegung. Eine Revitalisierung der Handwerkskunst hatte für beide Schulgründer pädagogische wie soziale Implikationen. Schatz benannte seine Ausbildungsstätte programmatisch nach dem biblischen Künstler „Bezalel“ und positionierte sie damit eindeutig im national-jüdischen Diskurs um Wesen und Rolle von Kunst.

Über die Konnotationen angewandter Kunst im Jerusalemer und Weimarer Kontext hinaus, greift der Vortrag Aspekte der Kulturtransferprozesse zwischen beiden Institutionen auf. In den 1930er Jahren immigrierten knapp 20 Schüler des Bauhauses ins britische Mandatsgebiet Palästina, unter ihnen auch der spätere Direktor der Bezalel Kunstgewerbeschule Mordechai Ardon. 

Kurzvita
Ita Heinze-Greenberg, PhD; Studium der Kunstgeschichte und Philosophie in Bonn; Dissertation über Erich Mendelsohns Bauten und Projekte im Britischen Mandatsgebiet Palästina; zwischen 1984 und 1997 Forschungs- und Lehrtätigkeit am Technion in Haifa sowie an der Bezalel Akademie in Jerusalem; nachfolgend Forschungsprojekte als freie Autorin in Süddeutschland, sowie Dozententätigkeiten an der Universität Augsburg und der TU München; seit 2012 als Leitende Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte und Theorie der Architektur der ETH Zürich, dort seit 2017 Titularprofessorin für die Architekturgeschichte der Moderne.

Zahlreiche Publikationen zur Architektur des 19. und 20. Jahrhunderts mit besonderem Schwerpunkt auf dem Neuen Bauen im mediterranen Raum, speziell in Israel, im Kontext von Migrationsforschung, Identitätskonstruktionen und nation building.