Die pontinische Neustadt Aprilia (1935-36) wohl um 1938

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vortrag

städte wachsen aus dem sumpf

von Daniela Spiegel
24. November 2016, 18.00 Uhr, SR 6

Die Trockenlegung der pontinischen Sümpfe war eines der größten und prestigeträchtigsten Unternehmen, das Benito Mussolini auf dem italienischen Festland durchführen ließ. Zwischen 1927 und 1939 wurde die seit antiker Zeit malariaverseuchte Ebene vor den Toren Roms  für die Landwirtschaft urbar gemacht und mit über 3000 Kolonistenfamilien besiedelt. Zur Versorgung der Bauern wurden neben 18 Dörfern auch die fünf Neustädte Littoria, Sabaudia, Pontinia, Aprilia und Pomezia errichtet, die die im In- und Ausland als bauliche Verwirklichung des neuen faschistischen Italiens gefeiert wurden. Aus stadt- und architekturhistorischer Perspektive sind diese Neustadtgründungen höchst interessant:  Neben dem traditionalistischen Repertoire städtischer und ländlicher Prägung bediente man sich genauso der italienischen und nordeuropäischen Moderne wie auch der Monumentalität des Neoklassizismus. Mit dieser Vielfalt bilden die Città nuove das gesamte Spektrum der in der Zeit des Faschismus realisierten Architektur ab.  

 

Kurzvita Daniela Spiegel

Architekturhistorikerin mit Forschungsschwerpunkt Städtebau und Architektur des 20. Jahrhunderts.

Studium der Kunstgeschichte, klassischen Archäologie und Italienischen Literaturwissenschaft in Berlin und Rom, anschließend Aufbaustudium Denkmalpflege an der TU Berlin.

2002-2004 Stipendiatin des DFG-Graduiertenkollegs „Kunstwissenschaft – Bauforschung – Denkmalpflege“.

2004-2013 Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Berlin, Fachgebiet Historische Bauforschung.

2008  Promotion zur Dr.-Ing. an der TU Berlin mit dem Thema  „Die città nuove des Agro Pontino im Rahmen der faschistischen Staatsarchitektur“, 2010 publiziert.

2000-2011 gemeinsames Forschungsprojekt mit Harald Bodenschatz „Städtebau für Mussolini. Auf der Suche nach der faschistischen Stadt“, 2011 publiziert.

Seit 2013 Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur Denkmalpflege und Baugeschichte der Bauhaus-Universität Weimar.

Habilitationsvorhaben zur Ferienarchitektur der DDR im europäischen Kontext.