Johann Jansonius: Gesamtansicht von Salzburg aus der Vogelschau von Norden

© 1657 (nach Matthäus Merians Prospekt von Salzburg, ca. 1644) Salzburg Museum, Inv. Nr.: 119/25

seminar

methodik und praxis der bauforschung

einführungsveranstaltung: donnerstag, 16. märz 2017, 17.00 uhr, sr 4
blockveranstaltung: termine werden beim ersten treffen bekannt gegeben
breustedudzinski

Ziel:
Kenntnis der Methoden bauhistorischer Untersuchungen sowie Fähigkeit den originalen Bestand historischer Gebäude/Objekte wissenschaftlich zu erschließen, zu bearbeiten und darzustellen.

Inhalt:
Theoretische Einführung in die Historische Bauforschung durch die Kursleiterin; Referat(ca. 20 Min); eine einwöchige Intensivwoche mit praktischer Arbeit an ausgesuchten Bereichen des Salzburger Schlosses Mirabell (siehe unten); Aufbereitung der Ergebnisse.

Anforderungen:
Interesse an historischen Bauten und ihrer bautechnisch-konstruktiver Zusammensetzung. Voraussetzung für den erfolgreichen Abschluss sind: aktive Mitarbeit an den theoretischen Einführungsveranstaltungen sowie der Intensivwoche (!), verbindliche Übernahme eines Kurzreferats.

Untersuchungsobjekt:
Zu der zum Weltkulturerbe der Salzburger Altstadt gehörende Vierflügelanlage des Barockschlosses Mirabell und seinen Vorgängerbau Schloss Altenau gibt es bislang noch keine Bauforschung oder auch nur eine zusammenfassende Publikation. Vor allem die Veränderungen zwischen 1606 und 1721 und der Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz während der Umbauten und Erweiterungen sind bisher unbearbeitet geblieben. Jana Breuste, Lehrbeauftragte für Bauen im Bestand am Institut für Baugeschichte, wird diese Lücke mit Ihrer Dissertation über die Baugeschichte des Schlosses schließen. Aus der Recherche neuer und dem kritischen Studium bereits bekannte Quellen haben sich nun mehrere Bereiche an der heutigen Vierflügelanlage herauskristallisiert, für die eine bauhistorische Untersuchung im Rahmen des Seminars neue Erkenntnisse bringt.

Die Baugeschichte dieser Periode lässt sich so zusammenfassen: Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau (1587-1612) ließ das Schloss Altenau 1606 in halbjähriger Bauzeit außerhalb der Stadt errichten. Von diesem Gebäude und seinem Garten liegen nur einige wenige zeitgenössische Schriftquellen, allerdings keine Bildquellen, Pläne oder Auskünfte über den Architekten vor.
Die früheste der meist leider undatierten Ansichten des Schlosses stammt etwa von 1643, zeigt also einen Zustand fast vier Jahrzehnte später. Damals war das Areal schon durch die Errichtung von Befestigungsanlagen in den Stadtkörper einbezogen. Die direkt nördlich anschließenden Fortifikationen beengten den Raum für zukünftige Erweiterungen enorm. Neben dem Baukörper von Altenau sind auf dieser ältesten Ansicht auch ergänzende Bauten um einen Hof im Osten zu sehen: ein niedriger Trakt Richtung Süden und ein bzw. zwei Gebäude zum Platz im Osten hin.
Etwas später erhalten letztere Zubauten Richtung Süden in Form eines Turms sowie eines Verbindungsflügels zum Südtrakt. Nach 1685/87 wurde das Dachbelvedere vom Baukörper Altenaus entfernt und vermutlich auch erst zu dieser Zeit ein Arkadenbau im Nordwesten hinzugefügt - eine bislang unbekannte Ansicht von ca. 1702/09 bestätigt jedenfalls dessen Existenz.
Kurz darauf hat der bekannte Architekt Johann Lucas von Hildebrandt im Nordwesten eine Sala terrena an diesen Baukörper angefügt und die Anlage bereits durch einen Nordflügel geschlossen, bevor er alle Bauteile 1721 bis 1727 zu einer hochbarocken Vierflügelanlage auch stilistisch vereinheitlichte.

Im Seminar gilt es nun diese bereits kürzlich von Breuste in einem Artikel publizierten Erkenntnisse zur Baugeschichte anhand von Bauuntersuchungen am Objekt zu prüfen. Diese werden wegen eines Brandes, der 1818 die Dachstühle zerstörte und Teile der Obergeschoßmauern in Mitleidenschaft zog, vor allem Kellergewölbe unterhalb von Altenau und der beiden östlichen Gebäude zum Inhalt haben. Es gilt auch, letztere, den Süd- sowie den Arkadentrakt und die beiden Nordostgebäude in Grundriss und aufstrebendem Mauerwerk nachzuweisen. Die Ergebnisse werden in die Dissertation von Frau Breuste einfließen, welche die Lehrveranstaltung begleiten wird.